3D-Filme machen Spaß, nur die dafür meist noch nötigen Brillen sind lästig. Es geht aber auch ohne.Fasziniert tauchte das Kinopublikum vor ziemlich genau zwei Jahren in die geheimnisvollen Wälder des fernen Planeten Pandora. Dank 3D-Brille schienen in Avatar quallenartige Pflanzen durchs Kino zu schweben, Lianen waren zum Greifen nah. Bei einem dreidimensionalen Kino-Spektakel vergisst man sie fast, die Spezialbrille. Aber im Alltag vor dem heimischen Fernseher oder PC-Monitor ist sie für viele Menschen eher lästig. Die Brillen sind je nach Technik recht schwer und ziemlich teuer. Zudem funktioniert längst nicht jede Brille mit jedem Fernseher. Dabei geht es auch oben ohne: Einige Hersteller haben bereits 3D-Techniken entwickelt, die keine Brille erfordern. Was dahintersteckt und welche Geräte es schon gibt, erklärt COMPUTER BILD.Wie funktioniert überhaupt 3D?Ob mit oder ohne Brille: Damit Fotos, Videos oder Spiele dreidimensional wirken, sind zwei Bilder des Motivs aus leicht unterschiedlicher Perspektive nötig. Das eine Bild darf nur das rechte, das andere Bild nur das linke Auge des Zuschauers erreichen. Dieses Grundprinzip lässt sich mit 3D-Brillen recht einfach umsetzen. Ohne Spezialbrille erfordert die 3D-Wiedergabe weitaus mehr Aufwand.Welche Geräte stellen 3D ohne Brille dar?Geräte, die 3D ohne Brille zaubern, sind bislang rar. Allerdings decken die wenigen erhältlichen Modelle ein erstaunlich großes Einsatzspektrum ab: Es gibt Notebooks, Smartphones, Spielekonsolen und Fernseher, aber auch Monitore,digitaleBilderrahmen sowie Displays von Kameras und Camcordern.» Vorgestellt: Toshiba 55ZL2Diese Geräte stellen 3D ohne Brille dar8 GeräteSchon heute oder demnächst erhältlichParallaxbarriereBislang lassen sich mit zwei Techniken 3D-Bilder ohne Brille ansehen. Bei der sogenannten Parallaxbarriere sorgen senkrechte Blenden vor dem Display dafür, dass jedes Auge nur das jeweils passende Bild sieht. Mit dieser Methode zeigt etwa die tragbare Spielekonsole Nintendo 3DS räumliche Bilder. Auch einige Kameras, Smartphones und digitale Bilderrahmen nutzen diese Technik. Für Fernseher taugt die Parallaxbarriere nur bedingt, denn sie funktioniert lediglich für einen Zuschauer und der muss mittig vor dem Bildschirm sitzen. Dagegen können Bildschirme mit Lentikularlinsen auch mehreren Zuschauern gleichzeitig räumliche Bilder zeigen: Winzige Linsen lenken vor dem Schirm den Bildinhalt jedesPixelszum jeweils passenden Auge.Eye-Tracking-Demo: Das Toshiba F750 erkannte im Test zuverlässig den Zuschauer.LentikularlinsenDiese Königsdisziplin der 3D-Wiedergabe ohne Brille beherrscht bislang nur derToshiba 55ZL2. Statt nur zwei zeigt er gleich neun Perspektiven des Bildes und das für einen vergleichsweise großen Betrachtungswinkel. Die Zuschauer müssen also nicht ständig eine exakte Sitzposition einhalten. Aber auch dieses Verfahren hat Nachteile: So zeigt der Toshiba räumliche Effekte mit einer ordentlichen Bildtiefe, es scheint aber kaum etwas aus dem Bildschirm herauszuragen wie bei 3D-Fernsehern mit Brille. Zudem verringert das Raster der Lentikularlinsen die Bildschärfe, Filme wirken etwas grieselig. Der Grund: Der Toshiba zeigt mit seiner sogenannten 4K-Auflösung von 3840x2160 zwar viermal mehr Bildpunkte als HDTV-Geräte mit 1920x1080 Bildpunkten, aber die Darstellung von neun Perspektiven gleichzeitig reduziert dieBildauflösungfür den einzelnen Zuschauer auf 1280x720 Bildpunkte.Auch Notebooks wie dasToshiba F750und das Sony VPCSE129 zeigen mit Lentikulartechnik räumliche Bilder, aber nur für einen Nutzer. Das Sony-Modell benötigt die aufsteckbare Lentikularplatte VGP-FL3D15A. Da auch dieses System nur einen kleinen Blickwinkel erlaubt, erfasst eine Kamera mit dem sogenannten Eye-Tracking-Verfahren die Pupillen des Betrachters. Bewegt sich der Nutzer, verschiebt eine Software den 3D-Bildinhalt je nach Änderung des Blickwinkels. Beim Toshiba-Notebook funktionierte die 3D-Wiedergabe in ersten Tests recht gut, während die Webcam im Sony-Notebook den Nutzer oft nicht sicher erkannte.» Brillenlos in die dritte Dimension: Toshiba Qosmio F750-11UWas lässt sich in 3D anschauen?FilmeAktuell (Ende 2011) sind knapp 100 Spielfilme und rund 30 Dokumentationen auf Blu-ray-3D-Scheiben erhältlich. Sie eignen sich alle auch für brillenlose 3D-Wiedergabe.Fotos und VideosIn 3D aufgenommene Fotos und Videos, etwa mit der Nintendo-Konsole 3DS oder mit einem 3D-Camcorder wie dem Sony TD10E, lassen sich auf dem Display oder auf einem anderen 3D-Bildschirm betrachten.SpieleSpeziell für 3D programmierte Spiele geben die Nintendo 3DS und Smartphones wie das LG Optimus 3D räumlich wieder, außerdem die Sony Playstation 3 auf dem Toshiba 55ZL2.2D-Inhalte in 3D umgewandeltEinige Shutter- und Polarisationsgeräte wandeln 2D-Fotos und -Videos in 3D um. Das ist zwar kein echtes 3D, aber mit brillenlosen 3D-Geräten ist das nicht möglich.Was bringt die Zukunft?Keine Frage, brillenlose Techniken machen 3D-Wiedergabe wesentlich attraktiver als die herkömmlichen Methoden mit Spezialbrille. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, einige Kinderkrankheiten trüben den Spaß mit den bislang verfügbaren Geräten. Deshalb arbeiten die Hersteller mit Hochdruck an Verbesserungen. Auch der Preis muss stimmen: Abgesehen von Modellen mit Parallaxbarriere ist brillenloses 3D ein teurer Spaß. Doch schon in diesem Jahr will etwa Toshiba Fernseher in kleineren Größen bringen das dürfte die Preise drücken und die Geräte attraktiver machen.